Es gibt in unserer Umwelt einige besonders schützenswerte Gebiete, in denen sich die Natur frei entfalten konnte und eine reiche Artenvielfalt entstanden ist. Diese Gebiete sollten in ihrer
Existenz gesichert werden, befinden sie sich doch in permanenter Gefahr:
Einerseits strebt der Mensch an, seine Zivilisation und seine Kultur auszudehnen, wodurch die Natur direkt in Mitleidenschaft gezogen wird, sofern er nicht verantwortungsbewusst seine
zivilisatorischen Bestrebungen vorantreibt.
Andererseits sind es aber auch ältere Eingriffe des Menschen, die innerhalb des komplexen Systemes der Biosphäre erst viel später ihre Auswirkungen zeigen und so indirekt schützenswerte
Gebiete bedrohen – insbesondere auch vor dem Hintergrund des Klimawandels.
Eine der Aktivitäten des NABU Weimar/Apolda ist nun, eben solche schützenswerte Gebiete zu erwerben, damit die Bewahrung der Artenvielfalt dieser Gebiete gesichert werden kann.
Ein Beispiel für dieses Engagement ist die ehemalige Flutmulde an der Ilmschleife zwischen Ober- und Niederroßla.
Vor über 200 Jahren war hier ein Nebenarm der Ilm, der mit seiner langsamen Fließgeschwindigkeit und der entsprechenden Vegetation einen Lebensraum beispielsweise für Libellen und Amphibien
geboten hat.
Dieser Nebenarm wurde seinerzeit im Zuge einer Neugestaltung des Ilm-Profiles trockengelegt – vermutlich, um die Fließgeschwindigkeit der Ilm für die Niederroßlaer Mühle zu erhöhen.
Seitdem war an dieser Stelle eine Wiese, die regelmäßig bei Hochwasser überflutet wurde. Jeweils nach einer Überflutung verwandelte sich diese Wiese in ein Standgewässer, wobei sich vom
Hochwasser mitgeführter Unrat und Sedimente absetzten.
Zurück blieben Faulschlamm und „Totes Wasser“.
Die beiden Bilder von Harald Schnöde zeigen den Zustand nach dem Hochwasser Ende September 2007, bei dem unter anderem Grasschnitt von den Ilmwiesen mitgerissen und in den Altarm gebracht wurde.
Um die schrittweise Verlandung dieses Standgewässers zu verhindern, und um für geschützte Tier- und Insektenarten einen natürlichen Lebensraum in nachhaltiger Weise zu erschaffen, erfolgte im
August 2009 die Renaturierung, also die Wiederherstellung des alten Nebenarmes auf 600 Meter Länge.
Finanziert wurde dieses Vorhaben aus Ausgleichszahlungen zugunsten des Naturschutzes – solche Ausgleichszahlungen sind die Alternative zu Neuanpflanzungen, die notwendig werden, wenn Baumaßnahmen
zu Lasten der Natur erfolgen. Das Projekt hatte ein Auftragsvolumen von 70.000 Euro, die Bauarbeiten dauerten rund zwei Wochen.
Wie bereits 1992, als ein Altarm-Teilstück in Niederroßla renaturiert wurde, war die Firma Michelchen die ausführende Firma. Diesmal waren es unter anderem 2.500 Tonnen Muttererde, die bewegt
wurden.
Mit der nachhaltigen Sicherung dieses Naturschutzgebietes ist die Erhaltung nicht nur dieser Arten gewährleistet: Von der Erweiterung dieses Gewässer- bzw. Feuchtbiotopes und der Verbesserung seiner biologischen Qualität werden weitere Libellenarten profitieren können – ebenso, wie sich auch verschiedene Amphibienarten ansiedeln werden. Bereits für die Jahre 2006 und 2007 berichtete Harald Schnöde von zahlreichen Libellenarten, die er in diesem Gebiet beobachtete:
Die untenstehenden Luftbilder von D. Stremke zeigen den renaturierten Alt-Arm im landschaftlichen Zusammenhang (linkes Bild) sowie im Detail (rechts).
Noch ist zu erkennen, dass die Bauarbeiten nicht lange her sind, aber mit der Zeit wird sich die Natur ihren Lebensraum zurückerobern.